Leitfaden zur Erfassung der Substanzmerkmale

Substanzmerkmale der Bauweise Beton - Allgemeines

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Die Auswertung der  Substanzmerkmale der Bauweise Beton erfordert zum einen den Einsatz einer geeigneten Technik, mit der sich die Merkmale zunächst im Bild aufzeichnen und später im Rahmen der Auswertung erkennen lassen. Zum anderen erfordert es Erfahrung und hohe Konzentrationsfähigkeit, da die Substanzmerkmale sich mitunter nur sehr dezent auf der Oberfläche abzeichnen. Für die Unterscheidung von Eckabbrüchen (EAB) und Kantenschäden (KAS) benötigt das Personal ein gutes Verständnis der Bau- und Schadensprozesse.

 

Daneben sind geeignete Auswertestrategien zu entwickeln, mit denen sich die Längen und Anzahlen der auftretenden Substanzmerkmale sicher und effizient erheben lassen. Neben den Schäden sind bei der Betonbauweise auch die Anzahl der betroffenen Platten mit zu erfassen. Dieses erfordert geeignete Methoden.

 

Laut der aktuell gültigen ZTV ZEB-StB 06 sind feine Risse im Beton, die keine Plattenbrüche darstellen, nicht zu erfassen. Damit bleiben alle feinen (netzartige) Risse, wie sie etwa bei der AKR (Alkali Kieselsäure Reaktion) auftreten im Rahmen der ZEB unentdeckt. Es bleibt abzuwarten, ob es zukünftig ein neues Merkmal für dieses aus Erhaltungssicht sehr wichtige Substanzmerkmal geben wir.

 

Für die Auswertungen der Bauweise Beton muss der Auswerter zunächst identifizieren, ob der auszuwertende Bereich die Bauweise Beton aufweist.  Der Begriff Betonbauweise umfasst bei der ZEB sämtliche  zementgebundene Deckschichten.

 

Da im Rahmen der ZEB zumeist keine Aufbaudaten zur Verfügung stehen, ist der Auswerter auf ein geübtes Auge und entsprechende Erfahrungen angewiesen. Gerade durch die Einführung der Waschbetonoberflächen oder die Verwendung neuer Zuschlagstoffe im Asphalt- sowie im Betonstraßenbau ist die zweifelsfreie Identifikation nicht immer anhand einzelner Bilder möglich, sondern erfordert eine Analyse des Auswertungsumfelds. Bei verschiedenen Betonfahrbahnen sind die Querfugen so dezent ausgeprägt, dass sie auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Hier ist entsprechend Vorsicht geboten. Gleiches gilt für Baulose in denen die Fahrstreifen in unterschiedlichen Bauweisen erstellt wurden.

 

Folgende Erkennungszeichen sind für die Identifizierung der Betonbauweise geeignet:

 

Quer- und Längsfugen
helle (graue) Färbung der Oberfläche
feinkörnige Oberflächenstruktur
typische Texturen
Auftreten von typischen Betonschäden (z.B. Kantenschäden, Eckabbrüche)

 

Einzelne mit Asphalt ersetzte bzw. geflickte Betonplatten werden auch als Bauweise Beton ausgewertet. Kurze und längere in Asphaltbauweise ausgeführte Brückenbauwerke innerhalb von Betonstrecken werden als Asphaltbauweise ausgewertet.

 


 

Fugenausbildung

 

Aufgrund des betonspezifischen „Schwindens“ (Volumenabnahme beim Aushärten) werden im Beton Fugen geschnitten. Diese sogenannten Scheinfugen gehen nicht über die gesamte Dicke der Betonplatte, sondern sind nur wenige Zentimeter tief. Im Bereich direkt unter der Fuge wurde zuvor im Frischbeton in den Querfugen mehrere Dübel und in den Längsfugen mehrere Anker eingesetzt um ein Auseinanderwandern der Platten zu verhindern

 

 

 

Abbildung 60: Ausprägung der Längs- und Querfugen

 

Betonoberflächen werden im Fertigungsprozess oder bei magelnder Griffigkeit speziell behandelt und künstlich aufgerauht. Dieses dient der Schaffung einer griffigen und dabei möglichst lärmarmen Oberfläche.

Folgende Texturen finden in der Praxis Anwendung:

 

Besenstrich
Jutetuch
Waschbeton

 

Bei Oberflächenbehandlungen wird die Betonoberfläche angeraut bzw. geebnet:

 

Grinding
Kugelstrahlen
Fräsen

 

 

Abbildung 61: Nahaufnahme einer Betontextur.

 


 

Im Gegensatz zu Auswertung der Asphaltbauweise orientiert sich der Auswertebereich bei der Betonbauweise nicht an der Fahrbahnmarkierung bzw. der Markierung der Fahrstreifen.

Statt dessen wird die Breite einer Betonplatte ausgewertet. Die Längsfugen der Betonplatten fallen meist mit den Fahrstreifengrenzen zusammen, so dass das Oberflächenbild der ZEB die Breite der Betonplatte abdeckt.

 

 

Abbildung 62: In Querrichtung wird die Breite einer Betonplatte ausgewertet

 


 

Die Längsfugen und die Markierungen sind voneinander abgesetzt, damit die Markierung haftet und nicht reißt. Da das Aufnahmesystem für die Oberflächenbilder nur eine beschränkte Breite aufweist, liegt eine der Längsfuge nicht selten außerhalb des Bildbereichs. In solchen Fällen können nur die Frontbilder für eine Auwertung herangezogen werden.

 

 

Abbildung 63: Beispiele aus der Praxis, im Beispiel 3 geht die Längsfuge durch die Mitte des Fahrstreifens

 


 

Einzelne mit Asphalt ersetzte bzw. geflickte Betonplatten werden nicht als Bauweise Asphalt ausgewertet. Kurze und längere in Asphaltbauweise ausgeführte Brückenbauwerke innerhalb von Betonstrecken werden sehrwohl als Asphaltbauweise ausgewertet. Im nachfolgenden Bild liegt keine Asphaltbauweise vor. Hier sind lediglich Teile der Betonplatten durch Asphalt ersetzt worden.

 

Die ZTV-ZEB StB 2006 stellt bei dem Merkmal "Flickstellen und bituminöser Teilersatz" dar, dass 4 aufeinander folgende vollständig durch Asphalt ersetzte Betonplatten (ca. 20m) noch als als Bauweise Beton auszuwerten sind. Bei größeren Längen ist der betroffene Fahrstreifen als Asphalt auszuwerten.

 

 

Abbildung 64: Kleinflächige mit Asphalt sanierte Bereiche in einer Betonstrecke werden als Bauweise Beton erfasst

 


 

Anders verhält es sich, wenn die gesamte Fahrbahnbreite in Asphalt ausgeführt ist. Hier sind insbesondere Brückenbauwerke zu nennen. Sie reichen über die gesamte Fahrbahnbreite und sind als Bauweise Asphalt auszuwerten.

 

 

 

Abbildung 65: Asphaltierte Brückenbauwerke in Betonstrecken werden als Asphaltbauweise erfasst.

 


 

Das nachfolgende Bild zeigt zwei benachbarte Fahrstreifen (links Asphalt, rechts Beton). Hier wird nur der Hauptfahrstreifen als Bauweise Beton erfasst.

 

 

Abbildung 66: Benachbarte Fahrstreifen mit unterschiedlichen Bauweisen